Information zum Notfallplan Gas

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am 23.06.2022 die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Derzeit besteht kein Gasmangel und die Gaslieferanten der Stadtwerke Brilon liefern die vereinbarten Gasmengen zu den vertraglich festgelegten Preisen und Konditionen. Die Lieferverpflichtungen werden derzeit in vollem Umfang erfüllt.

 

Wenn sich die Lieferbedingungen der Vor-Lieferanten im Zusammenhang mit dem Energiesicherungsgesetz ändern, werden die Stadtwerke Brilon ihre Kunden so schnell wie möglich darüber informieren. Die Stadtwerke können das aktuelle Marktgeschehen nicht beeinflussen. Die aktuell benötigten Gasmengen wurden über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu günstigen Preisen beschafft. Mit Ausrufung der Alarmstufe haben Vor-Lieferanten die Möglichkeit, ihre Preise je nach Marktlage kurzfristig anzupassen. Von einer solchen Entscheidung wären auch die Stadtwerke Brilon direkt betroffen.

 

Aufruf zum Energiesparen

Damit die Gasspeicher im Sommer weiter gefüllt werden können, wird dazu allgemein aufgerufen, in den Sommer- und Herbstmonaten den Energieverbrauch zu senken, beispielsweise durch die Reduzierung des Warmwasserverbrauchs oder auch durch Einsparungen des eigenen Stromverbrauchs.

Grund für die Ausrufung der Alarmstufe im Zusammenhang mit dem Notfallplan Gas ist die deutliche Reduzierung der Erdgaslieferungen über die Gaspipeline Nord Stream 1. Am 11. Juli ist zudem eine längere Wartungszeit an der Pipeline angekündigt worden. Während der Wartung wird über Nord Stream 1 kein Gas geliefert. Die Gasspeicher sind derzeit mit Stand Juni 2022 zu etwa 60 Prozent gefüllt. Es lässt sich nicht vorhersagen, ob und wie viel Gas in den kommenden Monaten weiter eingespeichert wird.

In der Alarmstufe und im Falle einer weiteren Verschärfung der Lage, in der die Notfallstufe ausgerufen wird, gehören Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, aber auch alle Privatkunden zu den geschützten Kunden und müssen weiter mit Gas beliefert werden. Allerdings kann im Zuge der Alarmstufe der Erdgaspreis in der Beschaffung steigen, wenn zu wenig Gas für die Heizperiode 2022/23 zur Verfügung steht. Das gilt besonders dann, wenn andere Lieferanten ihre Belieferung einstellen sollten und die Stadtwerke Brilon als Grundversorger kurzfristig mehr Kunden beliefern muss. Diese Mehrmengen müssen zu tagesaktuellen Preisen beschafft werden, zu deutlich höheren Kosten.

In der Alarmstufe wird die Gasversorgung nicht eingeschränkt. Erst in der Notfallstufe übernimmt die Bundesnetzagentur die Aufgabe, als sogenannter Bundeslastverteiler darüber zu entscheiden, ob und in welchem Umfang nicht geschützte Kunden ihren Gasverbrauch reduzieren sollen und ob Gaskraftwerke vom Netz gehen. Privatkunden sind davon nicht betroffen. Der Netzbetrieb der Stadtwerke Brilon beobachtet die Lage genau und ist auch auf diesen Krisenfall vorbereitet.

 

Wer zählt zu den geschützten Kunden?

Auch bei Inkrafttreten dieser dritten Stufe des Notfallplans Gas gehören neben Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vor allem Privathaushalte, kleine Handwerksbetriebe, Gewerbe und Dienstleistungsunternehmen, deren Verbrauch nur einmal jährlich abgerechnet wird (sog. Standardlastprofil-Kunden), zu den geschützten Kunden.

 

Weitere Informationen zum Thema: 

Weitere Informationen zum Notfallplan Gas sind hier zu finden: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/FAQ/Notfallplan-Gas/notfallplan-gas.html

FAQs zur Gasversorgung

Aktuell: ja. Haushalte sind in Deutschland besonders geschützt. Auch im Fall eines Engpasses werden Sie weiter versorgt, wenn die Industrie bereits Einsparungen vornehmen muss. Das erklärte Ziel aller Akteure ist es, die in Deutschland etwa 19 Millionen an das Gasnetz angeschlossenen Haushalte ohne jede Unterbrechung zu versorgen. Nur in besonders extremen Situationen, beispielsweise wenn ein Gaslieferstopp und ein sehr langer und kalter Winter zusammenwirken, kann auch die Versorgung der Haushalte schwierig werden. Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (hier immer kurz als Wirtschaftsministerium genannt), die Bundesnetzagentur, der Übertragungsnetzbetreiber „THE“ und die Stadtwerke als Verteilnetzbetreiber arbeiten daran, dass diese Situation nicht eintritt.

In der Europäischen Union ist Deutschland der größte Importeuer von Erdgas aus Russland. 2021 hat Deutschland aus Russland etwa 55 Prozent des hier verbrauchten Erdgases importiert, im Mai 2022 waren es noch etwa 30 Prozent. Das Wirtschaftsministerium strebt nach dem Angriff von Russland auf die Ukraine an, bis zum Sommer 2024 den Anteil des russischen Gases am deutschen Gesamtverbrauch auf zehn Prozent zu reduzieren.

Neben den russischen Lieferungen bezieht Deutschland Erdgas auch aus Norwegen und den Niederlanden. Außerdem werden deutsche Energieunternehmen auch zunehmend verflüssigtes Erdgas (LNG) beziehen, aktuell noch über Anlande-Terminals im Ausland. Voraussichtlich Ende 2022 wird auch Deutschland an der Küste über mobile LNG-Terminals verfügen. Alle Import-Alternativen sind teurer als das russische Erdgas.

Die meist unterirdischen Speicher haben grundsätzlich die Funktion, im Sommer überschüssige Importe aufzunehmen, um im Winter zusammen mit den Lieferungen aus dem Ausland die Gasversorgung zu sichern. Sie dienen als eine Art Puffer für den saisonal sehr unterschiedlichen Gasabsatz. In der Regel wird dann im Winter – je nach Temperatur und weiteren Lieferungen – das Gas in das Netz ausgespeichert. Ein neues im Frühjahr 2022 verabschiedetes Gasspeichergesetz soll nun dafür sorgen, dass die deutschen Speicher beispielsweise am 1. November mindestens zu 90 Prozent gefüllt sind. Theoretisch kann das Speichervolumen laut Bundesregierung Deutschland zwei bis drei durchschnittlich kalte Wintermonate mit Gas versorgen.

Wie haben die Stadtwerke für den Fall von Engpässen vorgesorgt? Die Energiewirtschaft spricht dann von einer Gasmangellage. Es greift der Notfallplan Gas, der drei Stufen hat. Bereits am 30. März 2022 hat das Wirtschaftsministerium die Frühwarnstufe ausgerufen (Stufe 1), seit dem 23. Juni gilt die Alarmstufe (Stufe 2). Die dritte Stufe ist die Notfallstufe. Die Frühwarn- und Alarmstufe werden vom Bundeswirtschaftsministerium ausgerufen, die Notfallstufe von der Bundesregierung durch eine Verordnung geregelt. Die konkreten Auswirkungen eines Liefer-Stopps von russischem Gas lassen sich nicht seriös prognostizieren. Gasmarkt-Experten sagen: Sehr wahrscheinlich würden sich diese großen Mengen in den nächsten Monaten nicht komplett durch andere Lieferungen kompensieren lassen. Alle Akteure arbeiten daran, für diesen Fall vorbereitet zu sein, allen voran die Bundesnetzagentur mit einem eigens für die Sicherung der Gasversorgung eingerichteten Krisenstab. Nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) gehören private Haushalte zu den sogenannten geschützten Kunden. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise auch Krankenhäuser, Pflegeheime, kleine und mittelgroße Gewerbebetriebe, die nach einem sogenannten Standardlastprofil abgerechnet werden und Kraftwerke, die auch der Wärmeversorgung von Haushalten dienen. Diese Kunden müssen solange versorgt werden wie möglich. Wir bereiten uns seit Monaten auf diese Situation vor. Wir tauschen uns mit anderen Stadtwerken aus, haben Notfallpläne in der Schublade und bekommen Fachinformationen aus den sehr engagierten Energieverbänden.

FAQs zur Stromversorgung

Ja. Die Situation auf dem Strommarkt ist eine andere als auf dem Gasmarkt. Deutschland kann die Erzeugung von Strom aus Erdgas kompensieren. Voraussichtlich ab Juli werden – hoffentlich vorübergehend – verstärkt ältere Kohlekraftwerke in das Stromnetz einspeisen. Deutschland versorgt sich aus eigenem Tagebau mit Braunkohle und aus der ganzen Welt mit Steinkohle. Das Kohle- und Erdöl-Embargo gegen Russland bedroht die Versorgungssicherheit nicht.

Mittelfristig wird auch der Strom leider teurer. Die seit September 2021 steigenden Großhandelspreise kommen nach und nach auch bei den Haushalten an. Kurzfristig geben wir natürlich den Wegfall der EEG-Umlage an unsere Kunden weiter. Langfristig könnte mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Verdrängung von fossilen Energieträgern aus der Stromerzeugung der Strom auch wieder günstiger werden. Eine seriöse Prognose, die über die nächsten Monaten hinaus geht ist aber aktuell nicht möglich.

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